Bedeutung von Streptococcus (S.) salivarius K12 bei viralen Infektionen
Was ist Streptococcus (S.) salivarius K12
Vor mehr als 20 Jahren entdeckte Professor Tagg, dass Kinder, die Bacteriocin-produzierende Streptococcus (S.) salivarius-Bakterien in ihrer Mundflora aufwiesen, seltener von einer S. pyogenes Infektion (Streptokokken-Angina) betroffen waren im Vergleich zu den Kindern, die diese speziellen S. salivarius Stämme nicht hatten. Bacteriocine sind proteinogene Toxine, die von Bakterienstämmen abgesondert werden, um das Wachstum von ähnlichen Bakterienstämmen zu hemmen. Der besonders wirksame Stamm S. salivarius K12 wurde schliesslich aus der Mundflora eines gesunden Kindes isoliert. Mittlerweile konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass die Besiedlung der Mundhöhle mit S. salivarius K12 vor Streptokokken-Angina und Otitis media schützt. Darüber hinaus hilft S. salivarius K12, die Integrität des Epithels zu erhalten, indem Entzündungsprozesse herunterreguliert werden. Die immunmodulierende Wirkung dieses Stammes führt auch zu einem Schutz vor viralen Infektionen.1
Kinder erkranken häufig an viralen Infektionen der oberen Atemwege
Kinder sind im Vergleich zu Erwachsenen häufiger von viralen Infektionen der oberen Atemwege betroffen, und zwar oft 6- bis 8-mal pro Jahr. Ein wichtiger Grund ist, dass das Immunsystem des Kindes erst trainiert werden muss und noch keine Immunität gegen zahlreiche virale Erreger besteht. Ausserdem sind Kinder auch nicht gut darin, «Abstands- und Hygieneregeln» einzuhalten.
Ein viraler Infekt, der zurzeit von grosser Bedeutung ist, ist die SARS-CoV-2-Infektion. Mittlerweile haben wir dank den mRNA-Impfstoffen einen wirksamen Schutz für Erwachsene vor einer schweren COVID-19-Erkrankung. Zurzeit gibt es jedoch keinen Impfstoff, der auch für Kinder jünger als 12 Jahren zugelassen ist. Auch wenn COVID-19-Infektionen bei jüngeren Kindern meistens mild verlaufen, ist es dennoch wünschenswert, die Anzahl an Infektionen auch in dieser Bevölkerungsgruppe möglichst gering zu halten.
Studie: Behandlung mit S. salivarius K12 und SARS-CoV-2-Infektionen
In einer kleinen italienischen Studie2 mit 128 Schulkindern (Durchschnittsalter 8 Jahre), die im September bis Dezember 2020 durchgeführt wurde, erhielten 64 Kinder während 90 Tagen täglich eine Lutschtablette mit S. salivarius K12, während die 64 Kinder der Kontrollgruppe keine Behandlung erhielten. Wenn ein Kind in dieser Behandlungszeit COVID-19-Symptome zeigte bzw. einen engeren Kontakt zu einer Person mit COVID-19-Symptomen hatte, wurde ein spezifischer SARS-CoV-2-Antigentest mittels Nasenabstrich durchgeführt.
Auswertung der durchgeführten SARS-CoV-2-Antigen-Tests
Bei den Kindern in der S. salivarius-K12-Gruppe wurden während der Studiendauer 33 SARS-CoV-2-Antigentests durchgeführt: 8 Tests, weil das betroffene Kind Symptome zeigte, und 25 Tests, weil das Kind engen Kontakt mit einer auf COVID-19 positiv getesteten Person hatte.
Bei den Kindern, die keine Behandlung erhielten, wurden 46 Tests durchgeführt: 24 Tests aufgrund von Krankheitssymptomen und 22 aufgrund von Kontakten.
Von den Kindern aus der Kontrollgruppe hatten 24 Kinder einen positiven SARS-CoV-2-Test, während in der S. salivarius-K12-Gruppe kein Kind positiv auf COVID-19 getestet wurde.
Beurteilung und Schlussfolgerungen:
S. salivarius K12 reduziert das Risiko von viralen Infektionen
Dieses Ergebnis muss sicherlich noch in einer grösseren placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie bestätigt werden. Auch muss darauf hingewiesen werden, dass eine Behandlung mit S. salivarius K12 kein Ersatz für eine COVID-19-Impfung darstellt. Die Studie ist jedoch ein weiterer Beleg dafür, dass eine Behandlung mit S. salivarius K12 durch die immunmodulierende Wirkung und den Epithelschutz das Risiko von viralen Infektionen der oberen Atemwege reduziert
Literatur
1Tagg JR. Developing a bacteriotherapy-based approach to control streptococcal infections. Nutrafoods 2016;15:11-20.
2Di Pierro F, Colombo M. The administration of S. salivarius K12 to children may reduce the rate of SARS-CoV-2 infection. Minerva Medica 2021; DOI:10.23736/S0026-4806.21.07487-5.