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Vitamin K2 – ein wichtiger Mosaikstein für die Knochengesundheit?

Frau joggt am Seeweg entlang, durch Farbe ist der Fokus auf das Hüftgelenk gelegt.

Inhalt

Wie funktioniert Vitamin K2 im Knochenstoffwechsel?

Vitamin K2 ist ein unerlässlicher Co-Faktor bei der Carboxylierung von Osteocalcin. Osteocalcin ist ein Peptidhormon, das während des Knochenaufbaus gebildet wird. In der carboxylierten Form kann Osteocalcin Kalzium binden und die Knochenfestigkeit erhöhen.

Kann nun die Einnahme von Vitamin K2 dazu beitragen, die Knochendichte zu verbessern und die Häufigkeit von Knochenbrüchen zu reduzieren?

Bereits im Jahr 2015 deutete eine Auswertung der bis dahin durchgeführten Studien1 an, dass Vitamin K2 bei postmenopausalen Frauen mit diagnostizierter Osteoporose Knochenfrakturen allenfalls um bis zu 50 % reduzieren könnte.

Nun gab es im Jahr 2022 drei weitere Meta-Analysen und systematische Reviews, die sich mit der Wirkung von Vitamin K2 bei der Prävention und Therapie von Osteoporose beschäftigten.

Die Ergebnisse sind in der unten stehenden Tabelle zusammengefasst:

  untersuchte
Zielgruppen
Knochendichte Frakturrisiko eingesetzte
Verbindungen
unerwünschte
Nebenwirkungen

Huang et al. (2015)1

 

 

 

postmenopausale Frauen


 



 

 

 

Vitamin K2:
MK-4, MK-7
(100 µg–45 mg)

(keine schweren Nebenwirkungen)
mit diagnostizierter Osteoporose

 ↑ (Wirbelsäule

minus 37–50 % nach Ausschluss einer heterogenen Studie

   
ohne diagnostizierte Osteoporose

nicht signifikant

nicht signifikant

   
Na et al. (2022) 3 hauptsächlich - aber nicht ausschliesslich -
postmenopausale Frauen
nicht signifikant  minus 58 % (Wirbelsäule)

minus 56 % (Gesamt-frakturen)
Vitamin K1
(200 µg–5 mg)

Vitamin K2:
MK-4, MK-7
(180 µg–45 mg)
keine Angaben
Zhou et al. (2022) 4 postmenopausale Frauen ↑ (Wirbelsäule, Vorderarm) keine Angaben Vitamin K2:
MK-4, MK-7
(180 µg–45 mg)

(keine schweren Nebenwirkungen)
Ma et al.
(2022) 2
postmenopausale Frauen ↑ (Wirbelsäule) nicht signifikant

minus 57 %
nach Ausschluss einer heterogenen Studie
 Vitamin K2:
MK-4, MK-7
(180 µg–45 mg)
keine Erhöhung der unerwünschten Nebenwirkungen

 

Diskussion:

Nach genauerer Betrachtung der vorliegenden Daten lässt sich also Folgendes festhalten:

  • Vitamin K2 scheint die Knochendichte der Wirbelsäule positiv zu beeinflussen.
  • Das Frakturrisiko scheint sich mit Vitamin K2 deutlich reduzieren zu lassen. Dieser Effekt konnte sowohl eigenständig als auch additiv zu klassischen Begleittherapien (z. B. Kalzium, Vitamin D, Alendronat) beobachtet werden.
  • Die in den Studien gewählte Interventionsdauer lag zumeist bei 1–3 Jahren.
  • Es zeigte sich ein Trend zu vermehrten unerwünschten Nebenwirkungen durch Vitamin K2. Dabei kam es allerdings zu keinen schweren Nebenwirkungen.
  • Die durchgeführten Studien bringen allerdings auch zahlreiche offene Punkte mit sich:
  • Die bisherigen Studien wurden in erster Linie mit Frauen nach der Menopause durchgeführt. Rückschlüsse auf z. B. Männer, Kinder und Jugendliche lassen sich daher keine ziehen.
  • Eine begleitende Gabe von Vitamin K2 scheint sowohl präventiv als auch therapeutisch möglich. Allerdings fehlen hierzu noch differenzierte Daten, die z. B. eine klare Dosierungsanweisung für einerseits den präventiven, andererseits den therapeutischen Einsatz vorgeben.
  • Es ist zudem festzuhalten, dass in den Studien unter der Bezeichnung «Vitamin K2» verschiedene Vitamin-K2-Verbindungen zum Einsatz gelangten: zum einen MK-4 (Menatetrenon, v. a. auch in Japan üblich), zum anderen das bei uns in Nahrungsergänzungsmitteln zumeist verwendete MK-7 (Menachinon). Es handelt sich dabei also um zwei verschiedene Verbindungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Es ist zwingend nötig, dass MK-4 und MK-7 in zukünftigen Studien und statistischen Auswertungen gänzlich separat beurteilt werden. Nur so können das Wirkungspotenzial und die Dosierungen (bisher sehr heterogen, siehe Tabelle) jeder einzelnen Verbindung korrekt dargestellt werden.
  • Die Rolle von Vitamin K1 in Bezug auf den Knochenstoffwechsel ist noch nicht gänzlich geklärt. Deshalb können eventuell nicht alle Wirkungen dem Vitamin K2 zugeschrieben werden – oder die Wirkung von Vitamin K2 könnte durch hohe Vitamin-K1-Gaben weniger erkennbar sein.

Fazit:

Vitamin und Kalzium sind das Grundgerüst einer Osteoporosetherapie und -prävention. Meta-Analysen, die Studien mit Vitamin K2 als Monopräparat untersucht haben, zeigen auch Vorteile von Vitamin K2 für die Knochengesundheit (bei bestehender Osteoporose z. B. im Bereich von 180 µg–360 µg MK-7 pro Tag). So gibt es klare Hinweise darauf, dass Vitamin K2 die Knochendichte verbessert und das Frakturrisiko potenziell reduziert.Zu beachten ist dabei die mögliche Wechselwirkung von Vitamin K2 mit den Wirkstoffen der alten Blutverdünner-Generation (Cumarine).

Literatur:

1 Huang ZB et al. Does vitamin K2 play a role in the prevention and treatment of osteoporosis for postmenopausal women: a meta-analysis of randomized controlled trials. Osteoporosis Int 2015;26(3):1175–1186.

2 Ma ML et al. Efficacy of vitamin K2 in the prevention and treatment of postmenopausal osteoporosis: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Front Public Health. 2022, DOI: 10.3389/fpubh.2022.979649.

3 Na S et al. Effect of Vitamin K on Bone Mineral Density and Fracture Risk in Adults: Systematic Review and Meta-Analysis. Biomedicines. 2022;10(5):1048.

4 Zhou M et al. Efficacy and safety of vitamin K2 for postmenopausal women with osteoporosis at a long-term follow-up: meta-analysis and systematic review. J Bone Mineral Metabol. 2022;40;763-772.