Welche Aufgaben übernimmt Eisen in unserem Körper?
Eisen kommt einer Vielzahl von Aufgaben in unserem Organismus nach. Die Hauptfunktion von Eisen im Körper besteht darin Sauerstoff zu den verschiedenen Geweben und Organen im Körper zu transportieren. Denn 60 -70 % des Eisens im Körper befinden sich in den roten Blutkörperchen – als Bestandteil des Hämoglobins dem eisenhaltigen roten Blutfarbstoff. Zudem ist Eisen auch Bestanteil von verschiedenen Enzymen.
Wie entsteht ein Eisenmangel
In der Schweiz ist Eisenmangel und eine ungenügende Eisenzufuhr – vor allem bei Frauen- omnipräsent. Frauen zwischen 18 und 49 Jahren erreichen in der Schweiz eine durchschnittliche tägliche Eisenzufuhr von 9 mg über die Ernährung. Die Empfehlungen für eine tägliche Eisenzufuhr liegen aber bei 16 mg täglich7, für schwangere Frauen betragen die Empfehlungen sogar 30 mg pro Tag, weil mehr Blut für die Versorgung des Fötus gebildet werden muss. Die Empfehlungen für die Eisenzufuhr sind für Frauen höher im Vergleich zu denen für die Männer, da die Frauen mit der Menstruation zusätzlich rund 25 mg Eisen pro Monat verlieren. Im Sport wird Eisen vor allem über den Schweiss oder Mikroverletzungen des Muskels z.B. durch den Aufprall beim Joggen verloren.
Wird über einen längeren Zeitraum wenig gut verwertbares Eisen über die Ernährung aufgenommen, kann sich ebenfalls ein Eisenmangel einstellen. Das am besten verwertbare Eisen ist das Häm-Eisen aus tierischen Lebensmitteln. Nicht-Häm-Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln ist weniger gut resorbierbar. Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, sollten besonders darauf achten, eisenreiche pflanzliche Lebensmittel zu konsumieren und die Eisenaufnahme zu optimieren.
Eisenmangel: die wichtigsten Symptome
- Blutarmut (Anämie)
- rasche Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwäche
- verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit
- blasse Haut, brüchiges Haar, Rillen in den Fingernägeln
- Entzündungen, Infektanfälligkeit
Behandlung von Eisenmangelzuständen
Wenn anhand einer Blutuntersuchung ein Eisenmangel festgestellt wird, wird dieser je nach Ausprägung mit oral einzunehmenden Eisenpräparaten oder einer Eiseninfusion behandelt. Nach einem schweren Blutverlust oder in kritischen Situationen, in denen der Eisenmangel rasch behoben werden muss, wie beispielsweise in der Schwangerschaft oder vor anstehenden Wettkämpfen ist eine Infusion sinnvoll. Nicht empfehlenswert ist es einen ernährungsbedingten Eisenmangel (auch ohne Anämie) mit einer intravenösen Eiseninfusion zu behandeln, weil das Auffüllen der Speicher mit Eisensupplementen ebenso wirksam und besser verträglich ist und zudem deutlich geringere Kosten verursachte.3,4 Bedauerlicherweise werden bei der oralen Supplementierung immer noch zu häufig Produkte mit einer täglichen Eisenmenge zwischen ca. 80 und 100 mg eingesetzt. Dabei hilft im Fall von Eisenmangel weniger oft mehr.
Paradigmenwechsel in der Eisentherapie
Wie soll eine optimale Eisensupplementierung erfolgen? Hierbei ist zu unterscheiden zwischen:
- Hochdosierter oraler Eisensupplementierung zur zeitnahen Beseitigung eines nachgewiesenen Eisenmangels beispielsweise bei sehr tiefen Ferritin-Werten mit oder ohne Anämie
- Moderat dosierte Eisensupplementierung zur Behebung eines milden Mangels beispielsweise bei knappen Ferritinwerten
- Niedrig dosierte Eisensupplementierung als Zustupf zur Ernährung zur Vermeidung eines Mangels beispielsweise bei vegetarischer oder veganer Ernährung, bei Kindern oder als Zusatz zu einem Multivitamin- Mineralstoffpräparats
Vorteil von niedrig und moderat dosierten Eisenpräparaten:
Eisenpräparate mit Eisendosierungen bis ca. 50 mg haben gegenüber höher dosierten Präparaten entscheidende Vorteile:
- Sie rufen weniger Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Verstopfung hervor, die durch nicht-resorbiertes Eisen im Darmtrakt bedingt sind – das wiederum führt zu weniger Behandlungsabbrüchen.
- Der Köper kann prozentual mehr Eisen über den Darm aufnehmen.
Bei Dosierungen ab 55 mg wird die Eisenaufnahme während 24 Stunden nach der Einnahme durch Hepcidin reduziert.1
Wie wirksam auch eine niedrige bis moderate Eisensupplementierung sein kann, zeigte eine Studie mit 36 jungen Frauen, die an einem Eisenmangel ohne Anämie litten: Eine 8-wöchige Supplementierung mit 2x täglich 6 mg Eisen pro Tag verbesserte die Ferritin- und Hämoglobinwerte.3
Hepcidin reguliert die Eisenbalance im Körper
Wird dem Körper viel Eisen zugeführt oder ist viel Eisen im Körper vorhanden, produziert die Leber Hepcidin. Dies ist ein Protein, welches die Eisenbalance im Körper reguliert. Hepcidin baut das Eisentransportprotein (Ferroportin) ab, wodurch die Eisenfreisetzung aus dem Darm ins Blut für ca. 24 Stunden blockiert wird.
Beispiel
Nimmt man z. B. 80 mg Eisen in Form von Eisenpräparaten ein, kann das Eisen, welches am Folgetag eingenommen wird, aufgrund dieses Regulierungsprozesses nicht oder nur reduziert aus dem Darm aufgenommen werden.
Regulierung der Eisenaufnahme im Darm durch Hepcidin
Hepcidin hemmt die Freisetzung von Eisen aus den Darmzellen, indem es den Abbau von Ferroportin (Exportmolekül für Eisen) bewirkt.
Einnahmeempfehlung
Hochdosierte Eisensupplemente (>55mg) sollten für eine bessere Aufnahme nur jeden zweiten Tag eingenommen werden.
Je nach Eisenstatus empfiehlt sich für eine bessere Verträglichkeit ein moderat oder niedrig dosiertes Eisenpräparat täglich einzunehmen. Denn dadurch wird kein Hepcidin-Effekt ausgelöst.
Idealerweise sollte ein Eisensupplement unabhängig von der Dosierung morgens mit einem Glas Fruchtsaft oder einer Vitamin C-reichen Frucht eingenommen werden. Kaffee reduziert die Eisenaufnahme um bis zu 54%, weshalb optimalerweise eine Pause zwischen der Supplementeinnahme und dem ersten Kaffee liegen sollte.
Nicht nur Eisen ist wichtig für die Blutbildung
Wer den Eisenstoffwechsel und die Blutbildung gezielt unterstützen möchte, sollte ein Präparat wählen, welches weitere nützliche Mikronährstoffe für die Eisenaufnahme und -verwertung enthält.
Dass Vitamin C die Eisenaufnahme fördert, ist bereits gut bekannt. Für die Hämoglobinbildung wird neben Eisen auch Kupfer, Vitamin B12 und Folsäure benötigt.
Fazit: moderate Eisenmenge – weniger Nebenwirkungen – dennoch hohe Wirksamkeit!
Hohe Eisendosierungen, welche täglich eingenommen werden, sollten nur kurzfristig unter fachlicher Begleitung eingesetzt werden: Sie führen zum einen häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen, zum anderen reduzieren sie die Eisenaufnahme durch die Freisetzung von Hepcidin.
Wenn immer möglich sollte also besser ein moderat oder niedrig dosiertes Eisenpräparat für die tägliche Einnahme gewählt werden. Die Eisenaufnahme wird dadurch verbessert und unangenehme Nebenwirkungen können reduziert werden. Idealerweise enthält das ausgewählte Präparat auch noch weitere wichtige Mikronährstoffe für die Blutbildung.
Tipps rund um das Thema Eisen
- Junge Frauen, Schwangere aber auch ältere Menschen sollten regelmässig den Eisenstatus überprüfen lassen. Beim Ferritin muss berücksichtigt werden, dass es bei Infektionen und bestimmten Erkrankungen erhöht sein kann und so eine ausreichende Eisenversorgung vortäuschen kann. Deshalb sollte noch ein weiterer Parameter wie z.B. Transferrinsättigung bestimmt werden.
- Zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung einer guten Eisenversorgung eignet sich am besten ein ausgewogenes Eisen-haltiges Multivitamin-Multimineral-Präparat. Wenn die enthaltene Eisenmenge nicht ausreicht, kann zusätzlich ein weiteres niedrig-dosiertes Eisenpräparat eingenommen werden.
- Wenn möglich Eisenpräparate am Morgen einnehmen, da die Hepcidin-Spiegel morgens tiefer sind als mittags oder abends.
Literatur
1 Moretti D et al. Oral iron supplements increase hepcidin and decrease iron absorption from daily or twice-daily doses in iron-depleted young women. Blood 2015;126(17):1981–1989.
2 Rimon E, et al.: Are we giving too much iron? Low-dose iron therapy is effective in octogenarians. Am J Med.2005 Oct;118(10):1142–7.
3Simic S et al. Effectiveness of low-dose iron treatment in non-anaemic iron-deficient women: a prospective open-label single-arm trial. Swiss Med Wkly. 2023 May 25;153:40079.
4Waefler M, Zuberbuehler CA (2021) Wie gut ist die Bevolkerung der Schweiz mit Mikronahrstoffen versorgt? Schweizer Ernahrungsbulletin: Seiten 111–129. Erhältlich auf der Webseite des BLV.
5https://www.medix.ch/wissen/guidelines/eisenmangel/ - aufgerufen am 6.10.2023
6Meier R et al. Indications and associated factors for prescribing intravenous iron supplementation in Swiss general practice: a retrospective observational study. Swiss Med Wkly. 2019 Sep 30;149:w20127.
7https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/empfehlungen-informationen/naehrstoffe/naehrstoffzufuhr-dynamische-tabelle.html